Der Förderverein
Ehemalige Synagoge in Hemsbach e.V.


Stolpersteine

Stolpersteine in Hemsbach

Rosa Schlösser und Lotte Schlösser

Rosa Schlösser kam 1886 als Tochter von Jeanette und Moses Simon zur Welt, dem einzigen jüdischen Gastwirt, der das Gasthaus „Zum Hirsch" in der Bachgasse 1 gekauft hatte. Sie übernahm das Gasthaus, das allgemein „Jeanette" genannt wurde, nach dem Namen, unter dem Rosa selbst bis nach Polen bekannt war. Wandernde Juden wurden zu ihr nach Hemsbach geschickt. Dort gab es kostenlose Übernachtung, Essen und Proviant für den Weg.

Nach dem Gottesdienst am Sabbat gingen die männlichen Mitglieder der Gemeinde in das Gasthaus zu Rosa. „Auch der Rabbiner Gold war mit dabei", so berichteten Augenzeugen.

Nach der Pogromnacht im November 1938 verstärkte sich der Druck auf die Schlössers. Sie mussten einen Teil ihres landwirtschaftlich genutzten Bodens verkaufen, sahen aber vom Erlös keinen Pfennig.

Am 22. Oktober 1940 wurden Rosa Schlösser und ihre 18 Jahre alte Tochter Lotte, geb. 1922, nach Gurs deportiert.

Am 6. August 1942 stehen beider Namen auf der Abschiebeliste Nr. 17, die in Drancy ausgefertigt wurde, dem Zwischenlager in Frankreich. Von dort aus wurden sie, in Güterwaggons eingepfercht, in die Todeslager deportiert. Dieser war der erste Transport aus der „zone libre", die von Vichy an die Nazis ausgeliefert wurde. In diesem Transport waren ausschließlich Menschen deutscher Nationalität. Von den 997 Männern und Frauen wurden 766 am 10. August 1942 unverzüglich in die Gaskammern getrieben, darunter auch Rosa Schlösser und ihre Tochter Lotte.

Nach der Deportation der Schlössers wurde das verlassene Gebäude geplündert und demoliert, schließlich in den 50er Jahren abgerissen.

Rosas Sohn Moritz Schlösser und ihr Bruder Herrmann Simon waren schon früh in die USA ausgewandert.

Das Schicksal dieses Hauses ist kein Einzelfall, aber ein Beispiel von der verlogenen „Moral" dieser Epoche unserer Geschichte: Menschen verloren alle Rechte, wurden ihres Eigentums beraubt, in den Tod geschickt, und trotzdem hat man es noch gewagt, ihnen in Abwesenheit oder ihren Verwandten Steuerbescheide zugehen zu lassen, oder den Erben, wie in diesem Fall, nach dem Krieg das Angebot zu unterbreiten, die Kosten für die Wiederinstandsetzung zu übernehmen, „um das Elternhaus zu erhalten."

Hemsbach, Bachgasse 1. Die Stolpersteine wurden am 11.03.2008 eingelassen.

Rosa Jankau und Julie Jankau

Rosa Jankau, am 10.01.1864 in Adesleben/Kreis Uslar als Rosa Dannenberg geboren, war verheiratet mit Leopold Jankau, der im 1. Weltkrieg das Eiserne Kreuz für seinen Einsatz fürs Vaterland erhalten hatte. Er verstarb schon 1927. Die Familie Jankau lebte seit drei Generationen in der Landstr. 38 in Hemsbach. Sie gehörten zu den ärmeren Juden des Ortes. Rosa und Leopold hatten 2 Kinder. Der Sohn Leo konnte noch 1936 in die USA auswandern, von der Tochter Adelheid ist nur bekannt, dass sie 1938 den Antrag auf den zusätzlichen Vornamen „Sara" stellte. Ihr weiteres Schicksal ist unbekannt.

Über Julie Jankau, geb. am 18.12.1863 in Hemsbach, ist wenig dokumentiert. Im katholischen Kirchenbuch ist bei ihrem Geburtseintrag ein Vermerk des Amtsgerichts Weinheim festgehalten, dass sie zum 01.01.1939 den zusätzlichen Vornamen "Sara" angenommen hat. Seit 1927 lebte sie in Heidelberg im Haus der Bäckerei Seligmann in der Plöck 34. Nach dem Verkauf der Bäckerein im Jahre 1938 im Zuge der "Arisierung" zog sie in die Nachbarschaft in die Nadlerstraße 1 und anschließend in die Landfriedstraße 14. Von dort aus wurde sie am 22.10.1940 mit den anderen siebzehn jüdischen Bewohnern nach Gurs deportiert und starb am 06.03.1942 im Lager Récébédou. Sie wurde 78 Jahre alt.

Rosa Jankau wurde am 22. Oktober von Hemsbach aus nach Gurs deportiert. Sie starb am 26.01.1942 in Noé.

 

Hemsbacher Bürger erinnern sich:

„Rosa Jankau hatte eine hohe Stimme. Wir Kinder haben immer gesungen, um sie zu ärgern: ,In Birkenau,da ist der Himmel blau, da tanzt der Ziegenbock mit seiner Frau.‛ Auch jüdische Kinder haben mitgesungen. Sie war eine große Frau. Grauköpfig.“

„Ich habe von der Frau Jankau erfahren, dass sie abgeholt wurden ,Wir kommen fort‛ mit ganz großen Augen ,Wir müssen alle fort‛. Dann, als sie abgeholt wurden, habe ich gedacht, ich gucke mal nach den Leuten .Es war ein Lastauto mit Zeltplane, nicht so sehr groß, mit Bänken. Frau Jankau hatte ganz große, traurige Augen. Nach ein paar Minuten bin ich weggegangen, ich konnte es nicht mehr aushalten.“

Hemsbach, Landstraße 38. Die Stolpersteine wurden am 24.03.2009 eingelassen.

Regina Mannheimer

Hemsbach, Landstraße 21. Der Stolperstein wurde am 24.03.2009 eingelassen.

Friedrich Maas

Über seine Biografie ist wenig bekannt. Er wurde am 4.11.1874 als Sohn von Leopold (Löb) Maas II und seiner Frau Hannchen, geb. Oppenheimer, in Hemsbach geboren. Das Elternhaus lag Ecke Schlossgasse und Herrengasse. Friedrichs Schwester Lina starb vor 1938, ihr Mann 1939. Friedrich Maas wurde am 22.10.1940 nach Gurs deportiert. Er lebte unter den katastrophalen Lebensbedingungen im Lager Gurs nur noch ein halbes Jahr und starb dort am 16.6.1941 mit 67 Jahren.

Sein jüngerer Bruder Simon und dessen Frau, die in Stuttgart lebten, wurden im Dezember 1941 von dort nach Riga verschleppt, wo sich ihre Spur verliert.

Deren Sohn Felix Daniel Maas ist der einzige Überlebende der Familie. Er ging schon 1935 nach Israel.

Hemsbach, Schlossgasse 14. Der Stolperstein wurde am 11.03.2008 eingelassen.

Josef Mayer, Selma Mayer und Klara Maas

Wir erinnern an Selma Mayer, geborene Maas, und Josef Mayer. Selma wurde am 26.5.1886 hier in diesem Haus in der Schlossgasse 18 geboren. Sie heiratete Josef Mayer, der am 13.10.1882 in Reichenbach/Odenwald geboren wurde. Mitte der 20er Jahre des letzten Jahrhunderts zog das Ehepaar Mayer nach Bad Dürkheim. Josef Mayer war ein tüchtiger Metzgermeister und sie hatten eine gut gehende Metzgerei und waren auch immer auf dem Dürkheimer Wurstmarkt mit einem Stand.

Sie wurden 1937 gezwungen, ihr Geschäft aufzugeben. Ihren beiden Töchtern Elfriede und Gerda gelang es noch, nach Amerika zu fliehen. Ohne die Lebensgrundlage, die Metzgerei, konnten Selma und Joseph Mayer wohl nicht länger in Bad Dürkheim bleiben und kehrten in Selmas Elternhaus in Hemsbach zurück. Sie wohnten hier zusammen mit Selmas älterer Schwester, Klara Maas, die am 11.7.1883 geboren wurde. Sie war unverheiratet, mehr wissen wir nicht von ihr.

Alle drei mussten in Oktober 1940 das Haus verlassen und wurden nach Gurs deportiert.

Mit dem ersten so genannten Convoy am 6, August 1942, der 1000 Menschen aus dem Lager Gurs ins Lager Drancy und von dort am 10. 8. 1942 in das Vernichtungslager Auschwitz transportiert hat, mussten auch Selma und Josef Mayer diese entsetzliche Fahrt in den Tod erleiden. Selma war 56 , ihr Mann Josef 59 Jahre alt.

Die Schwester bzw. Schwägerin Klara Maas folgte ihnen mit dem nächsten Convoy am 12.08.1942 nach Auschwitz und damit ebenfalls in den Tod. Sie wurde 57 Jahre alt.

Hemsbach, Schlossgasse 18. Die Stolpersteine wurden am 11.03.2008 eingelassen.

Julius Oppenheimer

Julius Oppenheimer, geboren am 30.12.1889 in Sinsheim/Elsenz, war unverheiratet und lebte mit seiner Schwester im Ökonomiegebäude in der Schlossgasse 39. Er blieb dort Mieter, auch nach dessen „Arisierung“ (Verkauf). Die Miete von 10 RM konnte er aber „wegen mangelnder Geschäfte“ (durch den Boykott) nicht bezahlen, weshalb diese aufgrund seines Antrags auf 5 RM herabgesetzt wurde. Als er auch diese nicht bezahlen konnte, erhielt er eine Räumungsklage. Er war zuletzt auf die Unterstützung durch Theodor Pfälzer angewiesen.

Seine Schwester wanderte rechtzeitig mit ihrem Mann Moses Maas aus Deutschland aus.

Julius Oppenheimer wurde am 22.10.1940 in das Lager Gurs deportiert, dessen Schrecken er überlebte. Aus den Berichten des überlebenden Oskar Althausen, der in derselben Baracke lebte, geht hervor, dass Louis und Julius Oppenheimer im Winter 1940/41 oft um den sogenannten „kalten Ofen“ herumstanden und in ihrer Sehnsucht nach der Heimat deutsche Heimatlieder sangen. Sie stritten sich sogar darum, wer sie „wenn Hitler einmal kaputt ist“ am Bahnhof empfangen würde, welche Kapelle wohl spielen würde, die der Feuerwehr oder eine andere.

Am 30.9.1942 wurde er mit anderen deutschen Lagerinsassen mit dem Convoi Nr. 39 vom französischen Zwischenlager Drancy nach Auschwitz „verfrachtet“ und dort am 2.10.1942 ermordet.

Jeder Deportierte, der auf einer Transportliste geführt wurde, hatte eine Karteikarte, die unter anderem auch die KZ-Nummer enthielt. Aus dieser konnte man später entnehmen, wer bei der Selektion in Auschwitz zumindest noch eine Zeitlang am Leben blieb. Von den Hemsbachern wurde keiner verschont.

Hemsbach, Schlossgasse 39. Der Stolperstein wurde am 11.3.2008 eingelassen.

Ludwig Mai, Pauline Mai, Sophie Oppenheimer und Josef Oppenheimer

Hemsbach, Handgasse 1. Die Stolpersteine wurden am 24.3.2009 eingelassen.

Karl Pfälzer, Irmgard Pfälzer, Beate Pfälzer und Helene Pfälzer

Die Pfälzers in der Schlossgasse glaubten schon 1935 - die Nürnberger Gesetze waren schon in Kraft - nicht mehr, dass sie weiter in Deutschland unbehelligt leben konnten. Sie hatten aus Holland gehört, dass besonders in Amsterdam ein toleranter Geist herrschte, in dem die Juden gut leben konnten.

Karl (1895) und Helene Pfälzer (1896 geb. Plaut) gehörten zu den Hemsbacher Juden, die Grundbesitz hatten, im landwirtschaftlichen Produktenhandel tätig waren. Sie hatten also durchaus ihr Auskommen, aber sie verstanden 1935 die Zeichen der Zeit besser als andere jüdische Zeitgenossen und ließen alles im Stich, um mit Verwandten aus Darmstadt, den Wechslers, nach Holland zu gehen. Sie nahmen natürlich ihre 12 Jahre alte Tochter Irmgard (1923) und die 9-jährige Beate (1926) mit auf die ungewisse Reise. Es gelang ihnen tatsächlich, relativ schnell Fuß zu fassen und sie eröffneten in Amsterdam eine gutgehende Bäckerei.

Es bleiben ihnen knappe fünf Jahre, während deren sie sich relativ unbehelligt ihren Geschäften und die Töchter ihrer Ausbildung widmen konnten. Aus dem Deutschen Reich hörten sie inzwischen Schreckliches, besonders nach der Reichspogromnacht 1938. Verwandte und Bekannte wurden beraubt, misshandelt, ihre Hemsbacher Synagoge als Lebensmittelpunkt verwüstet. Und die Juden, so war zu vernehmen, wurden zu allem anschließend noch gezwungen, für die entstandenen Schäden zu zahlen.

Mit dem Einmarsch der deutschen Truppen am 10.Mai 1940 wurde auch ihr Leben zur Hölle: Judenstern tragen, keine öffentlichen Verkehrsmittel benutzen usw. Ihr Einkommen sank praktisch auf null. Wer, wie die Familie von Anne Frank, untertauchen konnte, tat dies, aber nicht wenige wurden durch das auf Juden ausgesetzte Kopfgeld auch schon früh gefangen genommen. Eigens dafür wurde das schnell berüchtigte KZ Westerbork eingerichtet. Als erste der Familie wurde so die 19-jährige Irmgard gefangen, interniert und im ersten Transport, der von Westerbork nach Auschwitz ging, am 15. Juli 1942 abtransportiert. Nicht genug damit, die Frauen und Mädchen, die nach schrecklichen Qualen und vielen Tagen ohne Essen und Trinken in den Deportationszügen Auschwitz erreichten, mussten sich den Torturen des Dr. Mengele, des berüchtigten KZ-Arztes, zumeist sinnlosen medizinischen Versuchen, unterwerfen. Den Todeszeitpunkt von Irmgard, irgendwann 1942, kennen wir nicht genau. Was mag diese junge Frau alles durchgemacht haben?

Die Eltern Karl und Helene konnten sich wohl noch einige Zeit verstecken, bevor auch sie nach Westerbork gebracht und von dort im Juli 1943 mit 1988 weiteren Juden in das Todeslager Sobibor an der polnisch-ukrainischen Grenze deportiert worden. Dort wurden sie wie alle anderen auch sofort ermordet. Was für eine Qual mag die Trennung von den geliebten Töchtern, das Ohnmachtsgefühl, ihnen nicht helfen zu können, für die Eltern gewesen sein?

Die jüngste Tochter - 1942 war sie gerade 16 Jahre alt - konnte sich ebenfalls getrennt von den Eltern verstecken, doch auch sie wurde wie Anne Frank verraten und 1944 nach Auschwitz deportiert und ermordet. Ihr Leben endete dort am 10. Februar 1944.

So wurde eine Hemsbacher Familie total ausgelöscht, völlig sinnlos dahin gemordet, nur weil sie Juden waren - wenn sie schon kein Grab gefunden haben, soll wenigstens ihrer Namen gedacht werden. Ihr Gedächtnis darf unter uns nicht ausgelöscht werden!

Hemsbach, Schlossgasse 44. Die Stolpersteine wurden am 24.03.2009 eingelassen.

Louis Oppenheimer

Louis Oppenheimer war Metzgermeister und betrieb zusammen mit seinem Bruder Wilhelm hier in der Bachgasse 61 eine Metzgerei. In der Erinnerung der Hemsbacher haben die Oppenheimers einen hervorragenden Leumund, sie waren unter den Nachbarn als freigiebig und unter nichtjüdischen Bürgern als reelle Geschäftsleute geschätzt.

Louis Oppenheimer, geb. 1880, war Teilnehmer im Ersten Weltkrieg und kehrte als Verletzter nach Hause zurück. Er konnte sich nicht vorstellen, dass ihm diese Pflichterfüllung nicht vor Unrecht schützen würde. Er weigerte sich darum, seine deutsche Heimat rechtzeitig zu verlassen.

1938 musste er sein Haus in der Bachgasse zu einem Spottpreis abgeben und fand mit seiner Familie in der Synagoge Unterschlupf. Dort erlebte er die Demütigungen und Zerstörungen der Reichspogromnacht. Schließlich wurde er noch vor seiner Deportation nach Gurs von Staats wegen all seiner wenigen Besitztümer beraubt. Eine Archivnotiz vermerkt die Versteigerung seiner Besitztümer und die Beschlagnahmung seines geringen Bargeldbesitzes im Jahre 1940. Beraubt, gedemütigt und aus seiner Heimat vertrieben, musste er im Oktober 1940 als 60-jähriger die tagelange Fahrt ins Lager Gurs antreten. Nach drei furchtbaren Lagerjahren wurde er 1943 in das Vernichtungslager Majdanek verschleppt, wo er ermordet wurde.

Louis Oppenheimer ist ein erschütterndes Beispiel für die bis heute nachwirkenden Folgen der Vertreibung und Vernichtung der deutschen Juden, die alles auf Deutschland setzten und dafür Demütigungen und den gewaltsamen Tod ernteten: Hemsbach hat keine jüdischen Bürger mehr und, auch wenn die Synagoge in Hemsbach noch steht, in Hemsbach findet bis heute kein jüdischer Gottesdienst mehr statt!

Hemsbach, Bachgasse 61. Der Stolperstein wurde am 11.033.2008 eingelassen

Jettchen Apfelbaum

Jettchen Apfelbaum, am 22.6.1866 in Fränkisch-Krumbach als Jettchen Oppenheimer geboren, lebte seit 1905 in Hemsbach und bewohnte mit ihrer Tochter Dora ein kleines Haus in der Bachgasse 55, das inzwischen abgerissen wurde. Jettchen betrieb einen kleinen Laden, dessen Gewinn nur sehr gering war. Sie wurden von der Jüdischen Gemeinde unterstützt, außerdem erhielten sie von Verwandten aus Berlin eine Unterhaltsstütze.

Mutter und Tochter wurden 1940 nach Gurs deportiert. Die Mutter Jettchen verstarb im Lager Noe, wohin sie später gebracht worden war. Die Tochter Dora, die von Zeitzeugen als „ nicht ganz normal" geschildert wurde, hat überlebt und kam 1959 in das Pflegeheim nach Heppenheim.

Vor der Deportation wurden bei Familie Apfelbaum 33,11 RM in bar aufgefunden. Ihr Hausrat wurde für 133,50 RM angeboten.

Hemsbacher Bürger erinnern sich:

„Die Mutter Jettchen war ein liebes altes Weibel....Sie hatten einen kleinen Laden, belanglose Dinge. Tand, Faschingssachen, Bonbons, Krusch....Die Dora Apfelbaum, einmal ist sie zu mir in den Laden gekommen und hat die Bluse aufgemacht. Blau wie ein Veilchen - wie haben die mich verschlagen (ein Mann aus Hemsbach, der bei den Nazis war). Auch die alte Mutter haben sie geschlagen, noch vor der Kristallnacht."

„Die Apfelbaums waren unsere Nachbarn. Ich habe gehört, wie sie nachts geklagt und gejammert haben. Da sind sie Bonzen gekommen, die Schweine, und haben die Dora aus dem Bett gezerrt, ihr Angst gemacht, den Hintern verhauen..."

„Die Dora war eine arme kranke Frau. Sie war auch geistig nicht ganz auf der Höhe, aber ich kann nicht verstehen, wie jemand seine Rachegefühle oder Aggressionen gerade an so bedauernswerten Menschen auslassen kann."

Hemsbach, Bachgasse 55. Der Stolperstein wurde am 24.03.2009 eingelassen.

Cäsar Oppenheimer und Laura Eschelbacher

In der Schlossgasse 29 stand einst das Haus, in dem Cäsar Oppenheimer wohnte. Er wurde am 15.6.1849 geboren und gehörte zu den sehr frommen Juden Hemsbachs. So bekleidete er in der jüdischen Gemeinde das Amt des Synagogenrates und war Vorsitzender des Israelischen Männergesangvereins.

Cäsar Oppenheimer gehörte mit seinem Stoff-, Kleider- und Wäscheladen zu den wohlhabenden Bürgern Hemsbachs und war dort sehr bekannt und beliebt - ein angesehener und immer hilfsbereiter Mann. Viele kauften bei ihm ein, manche sogar ihre ganze Aussteuer.

„Klein gewachsen, mit gebückter Haltung, einem Nickelkneifer auf der Nase, darunter Schnurr- und Ziegenbart, stand er hinter der Theke seines Ladens und bediente die Kunden. Pfennigweise konnten diese zur Not auch die gekaufte Ware abbezahlen, so dass er - da er auch Geld verlieh - viele Schuldner hatte.“

Seine Frau Regina starb 1929. Sie hatten keine eigenen Kinder. Cäsar Oppenheimer unterstützte aber einen seiner drei Neffen finanziell bei seinem Studium in Frankfurt. Nach dem Tode seiner Frau hatte er immer Haushälterinnen, sogenannte „Stützen".

Die letzte "Stütze" war Laura Eschelbacher aus Neckarbischofsheim, geboren 1888, die vom 28.7.1939 bis zur Deportation am 22. Oktober 1940 hier bei Cäsar Oppenheimer wohnte. An diesem Tag wurde er im Alter von 91 Jahren aus seinem Haus geprügelt, zum Rathaus geschleppt und ebenso wie Laura Eschelbacher nach Gurs deportiert. Dort starb er in Kälte, Dreck, Hunger und Elend am 3.12.1940.

Laura Eschelbacher wurde 1942 in Auschwitz ermordet.

Das Haus wurde nach dem Ankauf durch die Gemeinde Hemsbach abgerissen.

Hemsbach, Schlossgasse 29, heute der Cäsar-Oppenheimer-Platz; Ecke Schlossgasse/Schillerstraße. Der Stolperstein wurde am 24.03.2009 eingelassen.

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Film und Broschüre zum Jüdischen Friedhof

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